*** SINKOTHEK ** PRTRAIT ***

Walter Braunfels

1888 - 1854

Erinnerungen an einen Richard-Strauss-Zeitgenossen werden via CD aufgefrischt

Mit seiner Aristophanes-Vertonung Die Vögel landete Walter Braunfels einst einen eminenten Erfolg. Bis seine Musik von den Nationalsozialisten verboten wurde, galt er dank dieses Werks als eine der Zukunftshoffnungen des deutschen Musiktheaters - jenseits der radikalen Avantgarde.
Wiederbelebungsversuche in der Zeit um die Jahrtausendwende bewiesen zumindest kurzfristig, daß auch ein heutiges Publikum mit disem Werk vielleicht etwas anfangen könnte.
Grund genug, auch die Orchesterwerke des Komponisten unter die Lupe zu nehmen.
Der österreichische Dirigent Johannes Wildner realisierte mit der englischen BBC ein Projekt, das symphonischen Repertoires von Walter Braunfels zu erschließen.
Die ersten drei CDs ließen hren beweisen, dass dieser 1882 in Frankfurt als Sohn eines Literaturwissenschaftlers und einer Großnichte des Komponisten Louis Spohr geborene Künstler tatsächlich zu den kreativsten Musikern der Zwischenkriegszeit gehörte.
Für die Zeitgenossen galt der Opernmeister als Dritter im Bunde neben Richard Strauss und Franz Schreker. Wie sie-und anders als die Komponisten um Arnold Schönbergs Wiener Schule-wollte Braunfels die Segnungen der Dur-Moll-Tonalität nie ganz über Bord werfen.

Auch ihm gelangen im spätromantischen Idiom einige prächtige Stücke, die gewiss im Repertoire verblieben wären, hätte nicht die nationalsozialistische Rassen-Ideologie den "Halbjuden" Braunfels aus allen Ämtern gedrängt und die Aufführung seiner Musik fast unmöglich gemacht. Dabei war Braunfels vom Protestantismus zum Katholizismus übergetreten und setzte seiner religiösen Überzeugung in einem "Te Deum" ein Dokument...
Dank Wildner und den BBC-Musikern liegt nun die Bandbreite von Braunfels Stilistik offen zu Tage; vom formal beherrschten Klavierkonzert (1911) bis zur prachtvollen Opernsuite Don Gil von den grünen Hosen, Musik von großem Farbenreichtum und eminenten lyrischen Qualitäten.

Dass sich Braunfels nicht außerhalb seiner künstlerischen Umwelt in einem Elfenbeinturm bewegte, lassen manche "Echos" hören: so gehen weite Passagen aus der feingliedrigen, duftig instrumentierten Tondichtung Ariels Gesang nach Shakespeares Sturm (1910) deutlich auf Hans Pfitzners seinerzeit höchst populären "Blütenzauber" aus der Oper Die Rose vom Liebesgarten zurück; die Analogien reichen bis in die Nähe des wörtlichen Zitats.
Andererseits scheinen schärfer geschnittene Passagen, etwa in der Schottischen Fantasie für Bratsche und Orchester, an den Frankfurter Landsmann Hindemith anzuknüpfen-Musik also, direkt aus dem Epizentrum der deutschen Kultur zwischen den Kriegen.

Entdeckungen, nicht nur für Schatzgräber!

Eine Gesamtaufnahme der Vogel erschien im Rahmen der Decca-Serie "Entartete Musik"
Die CD ist mittlerweile vergriffen, ein Downlaod aber möglich.

↑DA CAPO